Europas LNG-Problem

Seit Russlands Invasion in der Ukraine im Februar 2022 hat die EU Sanktionen gegen Seetransporte von Öl und Kohle aus Russland verhängt und die Abhängigkeit von russischem Pipeline-Gas drastisch reduziert. Eine Lücke bildet jedoch verflüssigtes Erdgas (LNG). Denn gleichzeitig stieg der Import von LNG von 16 Milliarden Kubikmetern im Jahr 2021 auf 22 Milliarden Kubikmeter 2022. (Zum Vergleich: vor der Blockade kamen 155 Milliarden Kubikmeter russisches Gas durch die Pipelines in die EU.) Auch in Deutschland wird mit großer Wahrscheinlichkeit noch immer russisches LNG genutzt, wie eine Anfrage an die Bundesregierung im Januar ergab.


Bild: Kees Torn

Innerhalb der Europäischen Union wächst nun der Druck, diese Lücke im russischen Wirtschaftsembargo zu schließen. Die Europäische Kommissarin für Energie, Kadri Simson (Estland), verlangte zuletzt im März von den Mitgliedstaaten und EU-Unternehmen, so bald wie möglich kein russisches LNG mehr zu kaufen. Jüngst forderte auch die spanische Energieministerin Teresa Ribera die Importeure auf, so schnell wie möglich auf russisches Gas zu verzichten, wie Reuters berichtet. Die Regierung der Niederlande hat bereits angekündigt, ab sofort keine neuen Lieferverträge mehr mit Russland abzuschließen.

Der Kauf von LNG unterminiert die Bestrebung der EU, den Import fossiler Brennstoffe aus Russland bis 2027 vollständig zu beenden. Nach Berechnung des Analyseunternehmens CapraView verkauften russsische Firmen wie Gasprom oder Novatek nach dem Überfall auf die Ukraine noch Gas im Wert von 14 Milliarden Dollar in die EU. Noch mehr Gas verkauft Russland nach Asien. Die Erlöse helfen, die russische Wirtschaft zu stabilisieren und verlängern so den Krieg. Bisher gibt es in der Europäischen Union noch keine endgültige Einigung darüber, wie der Ausfall russischer Lieferungen kompensiert werden kann. Die Risiken steigender Preise und damit die Angst vor einem Einbruch der Konjunktur wiegen schwer.


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